ÖAG Gründungshoroskop

GRÜNDUNGSHOROSKOP

Am 24. September 1908 um 20:10 Uhr Ortszeit (19:04:32 GMT) wird in Wien die Österreichische Astrologische Gesellschaft gegründet. Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt. Die Konstellationen dennoch schwierig. Ein Planet noch gar nicht bekannt. Wenig deutet daraufhin, dass hier geboren wird, was einst die älteste astrologische Vereinigung der Welt werden soll..

DAS ÖAG-GRÜNDUNGSHOROSKOP: EINE ELEKTION MIT LEKTIONEN

Für die Gründung wurde ein Donnerstag gewählt. Ein Tag, der von Alters her Jupiter untersteht. Auch die Stunde der Gründung, die 3. Donnerstagnachtstunde, ist eine Jupiter-Stunde. Eine passende Wahl und glücksverheißend, zumal Jupiter Wachstum, Glück und Weisheit repräsentiert. Alles einer ehrwürdigen Institution angemessen, die sich zum Ziel gesetzt hat, alte Lehren zu ehren, zu pflegen und zu verbreiten. Bloß steht Jupiter selbst an diesem Tag in seinem Exil, in Jungfrau. Eine klare Trübung seiner Würden, eine Schwächung seiner Kraft. Seine Natur vermag sich nicht voll zu entfallen, sein Versprechen vermag nicht voll eingelöst zu werden.

BESTRAHLTE HAUPTACHSEN. Am Horizont geht gerade Zwillinge auf. Das Zeichen der Wissensvermittlung, ideal für eine Schule der Astrologie. Der Aszendent steht in den Anfangsgraden, den pionierhaften Charakter des Projekts verkörpernd und ewige Jugend im Geist verheißend. Der Aszendent, wie auch das Medium Coeli, steht zudem im engen Trigon zur Sonne. Beide Hauptachsen von einem Licht bestrahlt versprechen Ansehen und Ruhm. Der Erfolg wird aber nicht immer entsprechend gewürdigt werden, da die Sonne im Fall (in der Waage) nicht ihre volle Macht und Pracht entfalten kann. Allerdings wird sie gestärkt durch eine gegenseitige Rezeption mit Venus in Löwe.

FÜHRUNGSANSPRUCH. Merkur steht isoliert in Waage. Das überrascht. Warum haben die Gründungsväter eine derartige Randlage des Geburtsgebieters (!) akzeptiert? Merkur steht im Gründungshoroskop völlig aspektlos und mit zwei leeren Zeichen (leeren Wege!) vor sich. Erst sein Trigon zu Pluto (der zwei Jahrzehnte später entdeckt wurde) im Zeichen des Aszendenten bindet den Geburtsgebieter ins Radix ein! Das sorgt für die bahnbrechenden und radikalen Lehren der ÖAG und für ihren Führungsanspruch unter den astrologischen Schulen. Doch dieser Aspekt ist „zufällig“, denn in der Elektion der Gründung war er weder beabsichtigt noch ablesbar.

Befremdlich auch die Wahl des elevierten Planeten. Gut, Uranus steht dem MC am nächsten, befindet sich aber bereits im Untergang. Saturn thront über dem Radix, in Widder, im Zeichen seines Falls (!) und damit Unheil ankündigend. Wenigstens Saturns Sextile zu beiden Hauptachsen mögen dafür steht, dass das Leid ertragen und überdauert wird.

KARDINALE QUALITÄT. Nichtsdestotrotz muss gesagt werden, dass alle kardinalen Zeichen besetzt sind, was die Einzigartigkeit der Gründung betont. Und dass der Hyleg und Lebensgeber (in diesem Horoskop der Aszendent) wohlbestrahlt ist: von der Sonne (Ansehen) und von Saturn (Dauer). Selbst das exakte Quadrat von Jupiter auf den Aszendenten trägt zur Vermehrung des Anliegens (= der Lehre) bei, wenn auch nicht durch geradliniges Wachstum, sondern durch Zersplitterung und Teilung (Jupiter in Jungfrau im Exil).